Naama Arads Installation ‘Har Hazofim’ zitiert den Fensterausblick aus dem fiktiven Frank-Lloyd-Wright-Bau aus Hitchcocks Film North by Northwest von 1959. Ein seidener pfirsichfarbener Vorhang filtert den Blick auf die dahinter auf die Wand geklebten Xeroxkopien, die eine Landschaft zeigen. Die paternalistischen Präsidentenköpfe von Mount Rushmore und die modernistische Architektur werden in einer zärtlich-feministischen Geste des Verschleierns in ihrer Materialität und Ideologie verkehrt. Der Titel der Arbeit nimmt Bezug auf den gleichnamigen Berg, der als israelische Enklave im Osten Jerusalems die 1906 gegründete Bezalel-Kunstakademie beherbergt.
Eine Ausstellung mit Beiträgen von
Naama Arad, Timothy Archer, Lothar Baumgarten, Lily Benson / Cassandra Guan, Sabeth Buchmann / Helmut Draxler / Susanne Leeb, Sean Crossley, Sergio Cusmir, Rotimi Fani-Kayode, Heike-Karin Föll, Juliana Huxtable, Lukas-Julius Keijser, Sadie Lune / KAy Garnellen / Mad Kate, Aleksandra Mir, Michaela Meise, Konrad Mühe, Mysti, Egle Otto, Antje Prust, Przemek Pyszczek, Aykan Safoğlu, Ronald M. Schernikau, Ellen Schernikau, Bodo Schlack, Sarah Ancelle Schönfeld & Oskar Curter, Timo Seber, Vanessa Sinclair, Lea St., Danh Vo und Melanie Jame Wolf
Glücklicherweise stecken das traditionelle Vaterbild ebenso wie der patriarchale Kanon der Kunstgeschichte in einer Krise. Damit das weiterhin so bleibt, sucht die Ausstellung nach neuen Vaterfiguren, queeren Genealogien und künstlerischen Aneignungen väterlicher Vorrechte und Überbleibsel. Die künstlerischen Arbeiten berühren biologische, entkörperlichte, kanonkritische, digitale und sexy Seiten von Nachkommenschaft und ermöglichen eine Neubeschreibung der Vorbilder und auch menschlicher Körper.
I will be your father figure I have had enough of crime, I will be the one who loves you, till the end of time. — so tröstet uns George Michael seit 1987 und es stellen sich oft schmerzvolle Fragen: Was kann eine Vaterfigur sein? Was passiert mit unseren Vätern, dem Vaterunser oder Vater Staat? Welche Figuren der Kunstgeschichte wurden als Mentor_innen unterschätzt, nur weil sie nicht weiß, männlich und/oder heterosexuell waren? Wie lösen sich erbauliche Eigenschaften einer Vaterfigur vom Körper des biologischen Erzeugers? Und welche entkörperlichten, digitalen und stärkenden Genealogien erwachsen daraus?
Ausgangspunkt des Projektes ist die Annahme, dass sich die wenigsten Menschen ohne Autorität oder Vorbilder ausschließlich aus der eigenen bruchstückhaften Subjektivität entwickeln. Daher verabschieden sich die Kurator_innen — goodbye Familie als Reproduktionsverband, goodbye Väter der Moderne, goodbye Vaterschaft nur für heterosexuelle Männer. Stattdessen schauen sie von unten herab und von oben herauf und suchen Vaterfiguren, die symbolisch und beweglich ihre Wahlverwandschaft anbieten.
Die Ausstellung versammelt Kunstwerke, Reliquien des Alltags, potentielle neue Vorbilder, Performances, Vorträge, Analysen, Salons und Befreiungsrituale, die sowohl Bedürfnisse des Bewunderns und Aufschauenes wagen als auch erlauben diese gänzlich abzulegen.